Festrede gehalten am Freitag, den 16. Mai 2008, vor fast 500 geladenen Gästen bei unserer 725. Geburtstagsfeier:
Man schreibt das Jahr 1283. Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation regiert König Rudolf I. von Habsburg. Kurpfälzischer Regent ist Ludwig der Strenge und im nahen Böhmen herrscht König Wenzel II.
Das Bauerndorf Rhan beherbergt den Edelsitz „Heinrich des Preus´“ aus dem Geschlecht der Geiganter von Trausnitz. Dessen Brauerei zählt zu 10 ersten urkundlich erwähnten Brauereien des Erdkreises. Eine wunderbare Brautradition nimmt ihren Anfang.
(Tritt auf, sieht staunend das Publikum)
Was will in meinem Hofe heute das ganze Volk, die vielen Leute?
Nennt mir den Grund, sagt, was ist los - sprecht, meine Neugier, sie ist groß!
(Kurzer Kontakt mit einem Gast aus der vorderen Reihe)
Man trifft heut auf meiner Veste zum großen Jubiläumsfeste?
Gut siebenhundert Jahre lang hält meine Braukunst nun schon an?
Genießt noch immer besten Ruf?
Es macht mich stolz, was ich hier schuf!
Ach ja, Ihr fragt wer ich wohl sei.
Gestatten – Heinrich der Preu!
Warum ihr grade hier mich trefft?
Bin von dem Brauhaus hier der Chef!
Auch einen Hof nenn ich mein Eigen
und weiterhin, nicht zu verschweigen
ist eine Tafernwirtschaft mit dabei
g´hört alles Heinrich dem Preu.
Zur mir würd man in euren Tagen
wohl „Multiunternehmer“ sagen.
Die größte Freud, ich sag es frei
macht mir gewiss die Brauerei.
Gibt wohl im Erdkreis keine Zehn
die sich gleich mir auf´s Brau´n verstehn.
Hab sogar als guter Christ wie man´s in unserm Land wohl ist
den Mönchen ein Braurecht abgegeben solln auch nicht gar zu kärglich leben.
Nun aber mein´ ich, liebe Leut genug hab ich geschwätzt für heut
hab keine Zeit mehr zu verliern den neuen Sud gilt´s zu probiern.
(Tritt ab)
Man schreibt das Jahr 1433. Kriegerisch und ungemütlich wird es im Oberpfälzer Land. Johann von Pfalz-Neumarkt, gottesfürchtig, aber auch mutig, zieht mit 1200 Mann gegen die plündernden Hussiten. Am 21. September des gleichen Jahres bringt er ihnen bei Hiltersried die einzige Niederlage bei.
(an das Publikum)
Ach ja, ihr weilt noch immer hier:
Ihr seht Erleichterung in mir. Soeben kam die Botschaft an Pfalzgraf Johann, ein mutiger Mann hat heut in hart umkämpfter Nacht der Hussitenplag ein End gemacht.
Er stellt´ den Feind bei Hiltersried kämpfte mürbe ihn und müd.
Der Feind ist tot, des sind wir froh - Jubilate domino!
Entkommen konnt nur ein kleiner Haufen, tat angsterfüllt nach Pilsen laufen. Seit Jahren zog die Räuberbande brandschatzend durch die Pfälzer Lande. Wie hat der Landstrich hier gelitten unter dem Joche der Hussiten.
Hoch ist Graf Johann nun zu preisen den Mutigen tat den Weg er weisen, warb über tausend Männer an kämpft´ mit den Hussen Zahn um Zahn mit bärenstarker Kriegerschar die schließlich diesen Sieg gebar.
Ich Preu von Rhan glaub fest daran dass diese Kraft vom Biere kam! So sag ich heut mit allen Sinnen mit Bier kann man auch Krieg´ gewinnen!
Man schreibt das Jahr 1516. Herzog Wilhelm IV. von Bayern erlässt ein Reinheitsgebot zum Brauen von Bier und rühmt sich, dies sei das älteste gültige Lebensmittelgesetz. In Wahrheit ist der Erlass von Ingolstadt nichts als eine billige Kopie. Wird doch in der Brauerei zu Rhan schon über 250 Jahre nach eben diesem Rezept edelstes Bier gebraut.
Ihr seid noch da? Es geht euch gut?
Ihr seht mich heut voll Zorn und Wut!
Die Botschaft die ich grad bekommen hat mir den Atem fast genommen, hat fast mir den Verstand geraubt:
Was Herzog Wilhelm sich erlaubt! Ein Mann, der allgemein bekannt als Großmaul ist, als Ignorant.
Zu Ingolstadt erließ er jetzt zum Brau´n des Bieres ein Gesetz:
Dass in dem süffigen Gebräu nur Hopfen, Malz und Wasser sei Reinheitsgebot hat er’s genannt mit Gültigkeit fürs ganze Land.
Ich sag euch, dieser Mann hat Mut in meinem Leibe kocht´s vor Wut. Ich sag es frei, dieses Diktat ist nichts als nur ein Plagiat!
Seit zweihundert und fünfzig Jahr braut Rhan sein Bier – goldgelb und klar mit bestem Malz aus Feld und Au und Hopfen aus der Hallertau, Wasser aus reinster Felsenquell solch Bier ist einfach ein Juwel.
Und nun kommt dieser Ingolstädter spielt auf sich als des Bieres Retter Er, der vordem – ich sag es offen nichts als saure Milch gesoffen! Was soll´s, ich reg mich nicht mehr auf so ist nun mal des Schicksals Lauf.
Ich schenk mir ein ein Rhaner-Bier - ist auch ein Nervenelexier.
Ich danke täglich Gott dem Herrn dass stets mir widerfährt Gnad Rhan´s Bier zu trinken oft und gern nicht saures Bier aus Ingolstadt!
Man schreibt das Jahr 1742. Erneut ziehen wilde Horden durchs Waldmünchner Land um zu brandschatzen und zu morden.. Panduren sinds, die unter ihrem Obristen Franz von der Trenck im ganzen Land Angst und Schrecken verbreiten. Nur Waldmünchen und Rhan werden von Oberst von der Trenck verschont und dies, wie es heißt, aus zwei verschiedenen Gründen.
Ist wahrlich keine gute Zeit die der Pandur uns jetzt bereit´.
Brandschatzend, mordend zieht die Bande blutrünstig durch die Waldmünchner Lande, schänd´t Frauen, schont nicht Greis, nicht Kind, raubt aus den Ställen Schaf und Rind.
Mein Bier aus Rhan scheint diesen Recken aufs vorzüglichste zu schmecken.
Kommen nachts, die Tunichtgut, saufen weg mir Sud um Sud, leeren mir den ganzen Keller und bezahlen keinen Heller.
Dunkles Weißbier schmeckt am besten diesen ungelad´nen Gästen.
Dies Räuberpack ist zum verfluchen!
(entschlossen)
Ich werde Oberst Trenck aufsuchen. Er muss mir Red und Antwort stehn, so kann´s nicht mehr weiter gehen.
(Trenck tritt auf)
(tritt Trenck mutig in den Weg)
Auf ein Wort Herr Oberst Trenck: Meine Huld ist groß, jedoch ich denk ich habe Klag und auch Beschwer über euer Söldnerheer.
Wer seid Ihr? Ach, der Preu von Rhan. Ihr habt Beschwer? – Mutig, der Mann!
Über Eure Panduren führ ich Klag. Plündern bei mir Tag für Tag.
Saufen weg mir Sud um Sud...
(spöttisch)
...nun, Ihr braut halt viel zu gut!
(ereifert sich weiter)
Verwüsten bei mir Hof und Hallen - gehen, ohne zu bezahlen..
(scharf, schneidend)
Merkt Euch, mein Freund, ein Pandur pflegt nicht zu zahlen, er nimmt sich nur!
Gebietet Einhalt, ich fleh euch an!
Habt Ihr noch nicht gehört von Cham? Wie´s den Leuten dort ergangen?
Noch heut die Köpf am Pfahle prangen
Abgeschnitten – Nicht zuletzt weil sie so viel wie Ihr geschwätzt!
Könnt sein, wenn Ihr so weiter murrt mein Schwert euch durch den Halsberg surrt!
Ich bitt euch, Oberst, haltet ein ...
(drohend-ironisch, fällt ihm ins Wort)
...eins sollt Ihr wissen, Braumeisterlein:
Ein einziger Wink würde genügen und Rhan in Schutt und Asche liegen in weniger als einer Stund;
Herr Preu, ich sag Euch jetzt den Grund
Warum ich dieses Dorf verschont
Warum ihr noch nicht im Sarge wohnt
Ich hab eine Vorlieb´ für euer Bier!
(erscheint unvermittelt):
Irrtum, ihr Herrn, es liegt an mir!
Gleich Waldmünchen hab ich gebeten Rhan nicht in den Staub zu treten.
Mein Franz ist wohl rau und derb als Soldat jedoch er fügt sich meinem Rat.
(will das Gespräch nun schnell beenden)
Genug jetzt mit der Plauderei wir reden nur den Tag vorbei.
Ich muss nun wieder weiter zieh´n!
Jetzt schon, mein Franz...
(knapp, schroff)
...Befehl aus Wien
Wir weilen hier schon viel zu lang. Es treibt mich fort hier ...
...Gott sei Dank!
(schickt sich zum Gehen an, wendet sich nochmals an Preu, flüstert)
Auf ein Wort, mein Freund, zuletzt hört nicht auf der des Weib´s Geschwätz.
Nur euer Bier, süffig und fein tat euch und Rhan die Rettung sein die Botschaft möchte ich euch noch geben!
(Trenck und Kati gehen ab)
(frohlockend)
Ich sag doch – Bier, es rettet Leben!
(Heinrich tritt ab, Ende der Szene)
Man schreibt das Jahr 1776. Auf der anderen Seite des Ozeans macht sich ein unbedeutend Land unter einem neuen König, nach moderner Sprach "Präsident" genannt, unabhängig vom Königreich England. Thomas Jefferson heißt der Mann und und sein Reich wird als Vereinigte Staaten von Amerika noch von sich Reden machen. Und das Brauhaus zu Rhan? Viele Herren sieht´s im Laufe der Jahrhunderte kommen und gehen, bis endlich Jakob Bruckmayer aus Viechtach Braustatt, Tafernwirtschaft und Hof durch Ehelichung erwirbt und nun eine Familien-Brautradition begründet, die noch im kommenden Jahrtausend Bestand hat.
Ihr seid ja immer noch nicht fort, weilt nun schon lang an diesem Ort;
wie´s scheint, tut´s euch in meinen Hallen ganz außerordentlich gefallen.
Ihr trefft mich heute frohen Mutes die Kund, ich bring, birgt wirklich Gutes.
Es trieben jahrelang mich Sorgen wo führt der Weg hin, was bringt das Morgen für meine Brauerei zu Rhan wer hält die Braustatt auf rechter Bahn?
Warn auf dem Hof gar viele Herrn in all den Jahrn – ich sah´s nicht gern!
Doch nun ist die Vakanz vorbei aus Viechtach stammt der neue Breu:
Bruckmayer Jakob heißt der Mann, nimmt eifrig sich des Bieres an.
Kein Wunder, rühmt man doch lange schon bruckmayer´sche Brautradition aufs Höchste drunt in Niederbayern tut deren Braukunst trefflich feiern.
Versteht sich wohl nicht nur aufs Brauen der Jakob, sondern auch auf Frauen tat forsch von Rhan die Wittib frein samt Haus und Hof und Brauerei.
Steht wohl in keinem Buch zu lesen wer von den Drei´n ihm lieber gewesen...
Für eins ist Jakob hoch zu preisen. Er tat für Rhan den Weg wohl weisen
Also enstand vor langem schon aus Heirat beste Brautradition.
Was sag ich – Bier, es wirkt entgiftend und manches Mal auch Ehe stiftend!
Man schreibt das Jahr 1833. Für kurze Zeit gerät das Grenzstädtchen Waldmünchen in den Blickpunkt des Weltgeschehens. Da ihm ein rothaariger böhmischer Zöllner den Grenzübertritt verweigert, verbringt Francois René de Chateaubriand, französischer Diplomat und Schriftsteller, drei Tage beim Postwirt in Waldmünchen, einem Sohn Jakob Bruckmayers. Er lernt dabei die Anmut einer Waldmünchner Bürgerstochter und die Vorzüge des Rhaner Bieres kennen und schätzen.
Euch wird die Zeit wohl nicht zu lang!
auch ich hab Zeit, nur keine Bang´,
Hab Freud´ daran, euch zu berichten
zum Rhanerbräu ein paar Geschichten.
So beispielsweis´ aus jenem Jahr als Waldmünchen Mitte des Erdballs war.
Just zog an einem Tag im Mai ein edler Franzos vorbei,René Francoise Chateaubriand ein feiner Herr, ein Edelmann hatt´ mit Waldmünchen wenig im Sinn wollt´ schnell nach Prag wohl weiterziehn befand sich auf diplomatischen Wegen doch hatt´ ein Zöllner was dagegen;
Ein Tschech, ein rothaariger Gesell stoppte den Grafen hint in der Höll er tat den Edelmann wohl zwingen die Nacht zu Waldmünchen zu verbringen beim Postwirt er sich Herberg nahm beim Bruckmayer Simon, Bräuhaussohn aus Rhan.
Bleib in dem Kaff nur eine Nacht hat sich Herr Francois sich wohl gedacht!
Nun aber trat ein Mägdelein in des Franzosen Leben ein.
Als man ihm nach der Liebesnacht den Krug mit Rhaner Bier gebracht
Rief er:
„Welch köstlich´s Elexier! Mon Dieu, ich bleib noch länger hier!
Waldmünchen sei mein Wonnegarten, Diplomatie, sie kann noch warten!“
So kam´s, dass in seinen Memoiren der Dichter nicht mit Lob tat sparen
So prangt Waldmünchen in höchstem Lichte seitdem als Teil der Weltgeschichte
Liebe und Bier, ich sag es frei der Diplomatie bester Antrieb sei!
Man schreibt das Jahr 1846. Michael Bruckmayer errichtet zur Ehre Gottes eine Kapelle in Rhan. Bischof Ignatius schätzt es sehr, bei der Durchreise in Rhan zu übernachten und feiert dabei einige Messopfer in der neuerbauten Kapelle. In Wahrheit zieht´s den Regensburger Bischof aber nach Rhan, da er hier rechtes Bier genießen kann.
Ihr weilt noch immer hier, Ihr Leut?
hab heut jedoch nur wenig Zeit;
Bischof Ignatius gibt sich die Ehr´ eilt extra von Regensburg hierher.
Mein Nachfahre Michael, ein frommer Mann baut zum Lob des Herrn eine Kapelle in Rhan.
Gar oft ist der Bischof schon da gewesen tut gerne in Rhan eine Messe lesen.
Ich verrat euch jetzt, was dahinter steckt:
das Rhaner Bier ihm so vorzüglich schmeckt!
Auf diese Weis´ - hab ich vernommen kann er dem Regensburger Bier entkommen...
Ich sag euch jetzt, was ich drüber denk
Bier aus Rhan ist wahrlich ein geistig Getränk!
Man schreibt das Jahr 1910. Josef Bruckmayer, der Ältere übernimmt die Brauerei und führt sie zielstrebig ins Zeitalter der technischen Revolution. Stampfmaschinen, niemals erlöschendes Licht, Elektrisches genannt und Fuhrwerke ohne Pferd, LKW nennt man sie, prägen die neue Zeit.
Eine spannende Zeit gewiss, die von allen meinen Nachfahren in der Position des Preu´s von Rhan weiter getragen wird, ohne jedoch die gute handwerkliche Brautradition außer Acht zu lassen. Eine Brautradition, die nun schon 725 Jahre mit bestem Erfolg Anwendung findet und gewiss noch lange Jahre Bestand haben wird.
Seid ihr denn immer noch nicht satt was Heinrich der Preu zu sagen hat?
Im letzten Jahrhundert zweifellos der technisch´ Wandel war riesengroß!
Kerzen, die Tage und Nächte brennen,
Maschinen und Kutschen, die von selber rennen;
Ist wahrlich nicht leicht für einen Bräu
zu bleiben in dem Geschäft mit dabei
War´n manche Bräu verurteilt zum Sterben
doch der Rhanerbräu tut weiterhin Ruhm erwerben!
In Sorge war ich, als ich vernahm man möcht mit dem Brauhaus wechseln nach Cham..
Erst das Wasser aus klarem Felsenquell
macht unser Bier zum wahren Juwel!
Unser Wasser aus Rhan macht ´s Rhaner Bier zu einem Genuss, zum Elexier!
Tradition und Moderne, diese Brüder, die zwei haben stets begleitet den Rhanerbräu.
Dies wird wohl Jahrhunderte noch so bleiben
wird das kleine Dorf Rhan Biergeschichte schreiben
(hält inne)
Sagt, geht es euch genau wie mir?
Hab narrisch Durst auf kühles Bier,
Auch tut der Magen mir schon krachen?
Ich denk ´s ist Zeit, ein End zu machen!
Ich dank, dass ihr mich habt begleit´ bei meinem Gang durch G´schicht und Zeit;
bleibt meinem Bier aus Rhan fest treu
empfehl mich als "Heinrich der Preu"!
Dank an alle Mitwirkenden, insbesondere aber an Franz Bauer als "Heinrich der Preu" und Heinrich Bauer als "Ansager" und genialer Texter unserer Saga!
Und wenn Sie das alles "live" erleben wollen... schaun`s doch unter "Die Zeitreise des Rhanerbräu"!